Sicherheitskonzept

Sicherheitskonzept, eigentlich ein konkretes, einfaches Wort, hinter dem jedoch eine ganze Menge Arbeit und Verantwortung steckt. Es ist sowohl ein im wahrsten Sinne vielseitiger schriftlicher Plan, als auch eine komplexe Kombination aus verschiedenen Arbeitsschritten. Anhand eines Beispiels, dem Sicherheitskonzepts für eine Großveranstaltung auf der Sport- und Freizeitanlage Fühlinger See in Köln, gehen wir die einzelnen Schritte durch, an deren Ende ein Leitfaden für alle Beteiligten steht.

Formale Grundlage für ein Sicherheitskonzept

Als Grundlage zur Kommunikation des Sicherheitskonzepts dient uns und allen Beteiligten eine schriftliche Darstellung. Darin befinden sich als wichtigste Unterpunkte die Verantwortlichkeiten, die Beschreibung der Veranstaltung inklusive Erwartung der Besuchermenge und deren Verhalten. Das schriftliche Sicherheitskonzept beschäftigt sich weiterhin mit der am Veranstaltungsort gegebenen Infrastruktur, besonderen Wegen und Flächen, organisatorischen Details während der Event Security. Zuletzt skizziert das Sicherheitskonzept auch mögliche Szenarien von Unwetter bis hin zur vollständigen Evakuierung des Festival-Geländes.

Koordination der Verantwortlichkeiten

Als verantwortliches Sicherheitsunternehmen treten wir mit dieser umfassenden schriftlichen Repräsentation unseres Konzeptes an alle relevanten Beteiligten Personen heran. Dieses so genannte Koordinierungsgremium besteht neben dem Veranstalter aus der Stadt, den Ordnungsdiensten, sowie verschiedenen öffentlichen Institutionen.
Unser Sicherheitskonzept schließt die Mitarbeit folgender Institutionen mit ein:

  • Sanitätsdienst
  • DLRG (Die Veranstaltung findet an einem großen See statt)
  • Polizei & Feuerwehr
  • Ordnungsamt
  • Amt für Straßen- und Verkehrstechnik

Diese Beteiligten des Koordinierungsgremiums, sowie auch der Veranstalter und nicht zuletzt natürlich wir von RAD Sicherheit als so genannter Ordnungsdienstleiter, müssen für einen geordneten Regelbetrieb ständig während des Events erreichbar sein.
Was bewirkt die einleitende Veranstaltungsbeschreibung?

Neben einer allgemeinen Beschreibung des Events befasst sich dieser Abschnitt des schriftlichen Sicherheitskonzeptes vor allem mit der Analyse und Bewertung der grundlegenden Faktoren eines jeden Events dieser Art. Dabei stehen folgende Kriterien ganz besonders im Fokus:

  • Fläche und deren Nutzung
  • Besuchermenge und erwartetes Besucherverhalten
  • Gefährdungsanalyse

Die Fläche und deren Nutzung

Die Sport- und Freizeitanlage Fühlinger See und der darin gelegenen Regattainsel ist eine besondere Veranstaltungsfläche. Für dieses Areal muss im Vorfeld ein Antrag auf Nutzungsänderung erfolgen.

Die Gesamtfläche des Areals wird in drei wesentliche Abschnitte unterteilt, nämlich Konzertflächen (wo sich Publikum bewegt), Notfallflächen (wo sie Sicherheit des Publikums gewährleistet wird) und Arbeitsflächen (allein Mitarbeitern vorbehalten). Das umgebende Areal ist nicht großräumig eingezäunt und hat keine Zugangskontrolle. Dies gilt lediglich für das Festivalgelände selbst.

Wie werden die Besucher ins Sicherheitskonzept integriert?

Die Besucher sind ein zentrales Kriterium im Veranstaltungsschutz, denn sie müssen einerseits durch das Konzept Sicherheit genießen können. Andererseits können aber auch die Besucher selbst ein Risikofaktor sein.
Zunächst wird dazu die Besuchererwartung festgelegt, bei unserem Beispiel liegt sie zwischen 25.000 und 30.000 Menschen. Wie bereits weiter oben angeführt, wird ein Großteil des Geländes weder eingezäunt, noch wird der Zugang kontrolliert. Das impliziert schon, wie das Besucherverhalten eingeschätzt wird. Auf Basis langjähriger Erfahrung werden Ausschreitungen, Aggressionen oder Auseinandersetzungen nicht erwartet. Im Sicherheitskonzept wird daher „eine Gefährdung des Publikums aus dem Publikum heraus“ nicht erwartet.

Die Gefährdungsanalyse im Sicherheitskonzept

Andere Risiken, denen die Besucherschaft im Rahmen des Events ausgesetzt sein können, werden in einem absoluten Risikowert gemessen. Er ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis und bezieht zudem deren Gefährlichkeit ein. Wahrscheinlichkeit und Gefährlichkeit werden auf Skalen von 1-5 eingeordnet, wobei sehr wahrscheinliche Lebensgefahr die höchste Stufe darstellt. Auf Basis dieser beiden Parameter können Events generell einer Gefahrenanalyse unterzogen werden. Bei unserem Beispiel geht das Sicherheitskonzept von einem hohen Unwetterrisiko aus. Dem liegen ein mittlerer Wahrscheinlichkeitswert von 3, sowie ein sehr hoher Gefährlichkeitswert von 5 zu Grunde. Die beiden Werte miteinander multipliziert, ergeben einen Wert von 15. Somit besteht hohes Unwetterrisiko, Schutzmaßnahmen sind dringend erforderlich. Diese Einschätzung liegt vor allem in den natürlichen Gegebenheiten des Geländes Fühlinger See begründet. Die Freifläche ist von Bäumen umgeben, wodurch Besucher direkten Auswirkungen von Unwettererscheinungen ausgesetzt sein könnten. So müssten die Besucher beispielsweise bei Gewitter oder Stürmen das Gelände verlassen. Weitere Gefahrenquellen, die im Rahmen des Sicherheitskonzeptes berücksichtigt werden, sind Bombendrohungen (Risiko: gering), Brände (Risiko: niedriger mittlerer Wert), Technischer oder struktureller Zusammenbruch (Risiko: niedriger mittlerer Wert) und Überfüllung (Risiko: gering).

Die Infrastruktur im Sicherheitskonzept

Das Gelände, nicht nur die Sport- und Freizeitanlage Fühlinger See, sondern generell jedes Veranstaltungsortes wird in einem Sicherheitskonzept in verschiedene Bereiche unterteilt. Diese Unterteilung muss sich optisch nicht einmal auf dem Gelände widerspiegeln. Doch meistens findet sich diese Aufteilung auch in einem ganz wesentlichen Element der Infrastruktur wieder: Einzäunungen. Während die Sport- und Freizeitanlage Fühlinger See als Ganzes nicht eingezäunt und frei zugänglich ist, wird das Veranstaltungsgelände, also die Regattainsel, durch mobile Anlagen umzäunt. Die Zugänge werden durchgehend von Sicherheitspersonal besetzt. Weitere neuralgische Punkte im Sicherheitskonzept sind die Einlassbereiche, die hier am Fühlinger See teilweise über Brücken führen, sowie die Bühnenabsperrungen, wie es sie bei jedem Festival oder Konzert gibt. Auf dem gesamten Veranstaltungsgelände sieht das Sicherheitskonzept eine durchgängige Beschilderung vor, die für alle und von jedem Punkt aus sichtbar die Notausgänge kennzeichnen.

Stromversorgung, Beleuchtung, Löschmittel

Ganz wichtig für die Sicherheit auf einem Event dieser Größe ist auch eine zuverlässig, lückenlose Stromversorgung. Damit Sicherheitsbeleuchtungen oder Notfallbeschallungen zu jeder Zeit tadellos funktionieren können, wird die Stromerzeugung für das komplette Event mit Hilfe einer eigenen, netzunabhängigen Stromerzeugung gewährleistet. Dazu werden zwei Stromgeneratoren im so genannten Twinbetrieb genutzt. Fällt ein Generator aus, übernimmt der andere die Stromversorgung für das Event. Natürlich dürfen auch Brandlöschmittel auf einem solchen Ereignis nicht fehlen. Im Brand-Ereignis müssen vor allem die Anwesenden von Betriebs- und Ordnungspersonal über die Standorte der Feuerlöschmittel informiert sein.

Ein- und Auslass, Fluchtwege, Erste Hilfe

Dies sind natürlich besonders essentielle Elemente in den Sicherheitskonzepten aller Arten von Großveranstaltungen. Hier gilt es, auf einem Veranstaltungsgelände adäquate Freiflächen einzurichten, zum Beispiel für Sanitätszelte, sowie auch das anwesende Ordnungs- und Sicherheitspersonal über die vorhandenen Notausgänge zu unterweisen. Letzteres bedarf zudem auch der Planung von Zufahrten für Rettungsfahrzeuge. Je nach Areal ergeben sich gegebenenfalls auch durch mögliche Umfahrten schnellere Reaktionszeiten der Rettungsfahrzeuge. Entsprechende Zufahrten müssen eine bestimmte Breite haben und sind stets freizuhalten.

Durchführung des Konzeptes – Personal und Publikum

Wie auf einem Festival üblich, werden die Einlassarmbänder gegen Vorzeigen der Eintrittskarten ausgehändigt. Jeder Besucher mit einem solchen Bändchen erhält nun Zugang zum Veranstaltungsgelände. Und zwar an allen Eingangsbereichen, wo zudem auch Evankuierungspläne und Fluchtwege aushängen. Zusätzlich werden die Notausgänge durch große, gut ersichtliche Banner gekennzeichnet. Zudem fällt es den Sicherheitskräften zu, mit den Festivalbesuchern über sicherheitsrelevante Themen zu kommunizieren, falls erwünscht. A propos Kommunikation: Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen sehen eine Einarbeitung des Sicherheitspersonals im Vorfeld, sowie an jedem Tag während des Festivals vor. Das heißt, in Besprechungen wird der Tagesablauf koordiniert, während der Veranstaltung sollte es Kontakt über Telefone oder Funk geben, in Notfällen sollte eine eigene Funkfrequenz vorhanden sein, die nur für diese Personen und diese Begebenheit genutzt werden kann.

Der Sicherheitsdienst als Teil des Sicherheitskonzeptes

Der Ordnungsdienstleiter nimt an den Sicherheitsbesprechungen teil und leitet die darin verabschiedeten Maßnahmen an unsere Mitarbeiter weiter. Darin werden in detaillierten Dienstanweisungen alle Mitarbeiter ihren jeweiligen Überwachungsaufgaben zugeteilt und über die genauen Abläufe instruiert.
Dem Ordnungsdienst als Ganzes obliegt dabei auch die Kommunikation mit den öffentlichen Sicherheits- und Ordnungsbehörden einerseits, sowie aber auch dem Publikum andererseits. Eine zentrale Position also als wichtige Schnittstelle innerhalb des Sicherheitskonzeptes. In besonderem Fokus unserer Arbeit auf einem solch großen Open-Air-Event liegen natürlich die Sicherheit der Besucher und Künstler, sowie die ordnungsgemäßen Kontrollen an den einzelnen Arealen. Ausgestattet mit modernen Kommunikationsmitteln, übernehmen wir daher die Einlasskontrollen zum Veranstaltungsgelände – ein erster Schritt zur Sicherheit. Denn hier werden nicht nur die Festival-Bändchen vorgezeigt. Im Rahmen der Einlasskontrolle werden die Besucher auf eventuell mitgeführte Gegenstände durchsucht, die nicht mit auf das Festivalgelände genommen werden dürfen (z.B. Pyrotechnik, Waffen, Glasbehälter, Drogen). Auch Kameras, politische Gegenstände oder Werbebanner dürfen nicht mit hineingenommen werden und zu stark alkoholisierte oder unter Drogeneinfluss stehende Personen werden nicht eingelassen. Im Sicherheitskonzept wird die vorhandene Personalstärke der Sicherheitsfirma auf die neuralgischen Punkte des Events aufgeteilt. Diese sind zum Beispiel Parkplätze, Zuwege, die Bühne, der Backstage-Bereich, sowie natürlich die Eingangsbereiche. Das Personal kann in so genannte fixe und variable Personen aufgeteilt sein. Das variable Personal kann nach Bedarf auf verschiedenen Positionen des Festivalgeländes, zu verschiedenen Zeiten eingesetzt werden.

Letzte Konsequenz: Evakuierung

Zuletzt muss ein lückenloses Sicherheitskonzept sich auch mit möglichen Gefahrenszenarien auseinandersetzen. Dies ist dringend zu überdenken, da das gesamte Sicherheitskonzept nicht zuletzt auch für genau solche Ernstfälle erstellt wird. Basierend auf der oben erwähnten Gefahrenanalyse, werden mögliche Szenarien, sowie die richtigen Reaktionen darauf skizziert. Bei Unwetter, Bombendrohung oder Brand müssen alle Rädchen des Sicherheitskonzeptes ineinandergreifen. Oft lassen sich Probleme schnell lösen. Falls nicht, ist die Evakuierung des Geländes die letzte Lösung. Die RAD Sicherheit Köln darf sich seit einigen Jahren freuen, für die Sicherheit auf der Sport- und Freizeitanlage Fühlinger See verantwortlich zu sein. In diesem Zeitraum ist stets alles reibungslos abgelaufen, was sicherlich der guten Koordination zwischen Veranstaltern und Sicherheitspersonal zu verdanken ist, aber auch dem Fakt, dass das Publikum auf diesen Großveranstaltungen stets sehr friedlich ist.